Der faszinierende Entourage Effekt

Entourage Effekt, Abbildung einer Cannabis Blüte

Je nach Beschaffenheit der einzelnen Cannabinoide verändern sich auch ihre Einsatzgebiete. Viele Cannabinoide überschneiden sich hinsichtlich ihrer Eigenschaften, es gibt aber auch Cannabinoide mit sehr speziellen Anwendungsgebieten. Werden Cannabinoide nicht einzeln, sondern in Kombination mit anderen Cannabinoiden verabreicht, potenziert sich die Wirkung der einzelnen Substanzen. Hierbei spricht man vom sogenannten Entourage Effekt. So wurde in einer Studie (S.D. McAllister e.a. 2010) gezeigt, dass das Wachstum von Tumorzellen deutlich abgeschwächt werden konnte, indem neben dem Cannabinoid THC auch mit CBD therapiert wurde. Generell konnten bisher weit über 100 Cannabinoide isoliert werden, deren Potential gerade Gegenstand der Cannabinoidforschung ist. Über einige Cannabinoide weiß man jedoch schon deutlich mehr und aus diesem Grund werden hier die momentan bedeutendsten Cannabinoide vorgestellt.

Warum Ganzpflanzen-Produkte wichtig sind

Die Blütenstände von Cannabispflanzen sind von einer klebrigen Schicht von Harzkristallen bedeckt, die hunderte Cannabis-Wirkstoffe und -Inhaltsstoffe enthält. So genannte Cannabinoide und Terpenoide. Die heutzutage bekanntesten Cannabinoide sind THC und CBD. Diese sind jedoch nur zwei von vielen wichtigen Inhaltsstoffen, die gemeinsam spezifische Wirkungen erzielen. Diese Kollaboration (Synergie) zwischen Cannabisstoffen wird „Entourage-Effekt“ genannt. Im folgenden Artikel erklären wir, wieso Produkte, die neben THC oder CBD noch weitere Cannabinoide enthalten, für viele Beschwerden und Krankheiten wirksamer sind.

Was sind „reine“ THC- und CBD-Präparate?

Entourage Effekt, Abbildung eines Öl Produktes mit Blättern

Reine Präparatebasieren oftmals hauptsächlich auf synthetisch erzeugten Cannabinoiden. Die beiden bekanntesten mit synthetischem THC sind Marinol (Dronabinol) und Cesamet (Nabilon). Zwei verkehrs- und verschreibungsfähige Präparate, die überwiegend zur Behandlung von krebsbedingter Übelkeit verschrieben werden. Ihre Wirksamkeit ist jedoch noch immer fraglich. Bei einer Untersuchung aus dem Jahr 2011 zu Konsumarten gaben nur 1,8 % der Patienten an, synthetische THC-Arzneimittel gegenüber inhalierten Konzentraten oder mit Cannabis angereicherten Verabreichungsformen zu bevorzugen. Zudem kann es Stunden dauern, bis reine THC-Präparate Erleichterung bringen, während bei einer Inhalation die Wirkung in der Regel sofort eintritt.

Die Therapeutika, deren Wirkstoffe auf reinen THC- und CBD-Arzneimitteln basieren, haben einen hohen Nutzen für uns Menschen und dienen zur Behandlung einer Vielzahl von Symptomen. Das Inhalieren von Cannabis-Rauch oder -Dampf ist der bekannteste Anwendungsbereich der Pflanze. Heutzutage werden die Cannabis-Pflanzen zur medizinischen Anwendung oftmals so gezüchtet, dass das Endprodukt eine unverhältnismäßig große Menge an THC im Vergleich zu anderen Cannabis-Wirkstoffen enthält. Die Wichtigkeit der chemischen Vielfalt wird immer deutlicher, je mehr neue Cannabissorten auftauchen. Es bleibt abzuwarten, ob es bald auch Sorten gibt, die nicht nur die Lücke zwischen THC- und CBD-Profilen schließt, sondern auch anderen wichtigen Cannabinoiden und Terpenen gerecht werden.

Die Interaktion von Cannabinoiden und Terpenen

Absolut bemerkenswert ist die Vielzahl verschiedener Möglichkeiten der chemischen Zusammensetzungen bei Ganzpflanzen-Produkten. Die Forschung in Bezug auf die Symbiose von Cannabinoiden und Terpenen ist ein besonders interessanter Aspekt. Der Neurologe Ethan Russo (https://www.researchgate.net/profile/Ethan_Russo), M.D., ist an den Forschungen rund um den Entourage-Effekt maßgeblich beteiligt. Er untersucht schon seit langem Cannabis-Wirkstoffe und deren Rolle im Körper. In einer seiner Studien(„Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourageeffects“)1 erläutert er, wie sich die verschiedenen Cannabis-Stoffe aufeinander beeinflussen. Hierbei geht es nicht nur um die bekannte THC-CBD-Synergie; selbst kleine Mengen an Terpenen können den Unterschied machen.

Terpene können den Unterschied machen

Entourage Effekt, Abbildung des Grüner Planet CBD Öl mit 5% CBD

Neuste Forschungen zeigen, dass „Mycren“ den Widerstand in der Blut-Hirn-Schranke verringern kann, sodass andere nützliche Chemikalien (besser) passieren können. Mycrenhilft dabei, die durch THC hervorgerufene Beeinträchtigungen der Wahrnehmung und Gedächtnisleistung zu mindern. Eine Kombination aus den Terpenen „Pinen“, „Mycren“ und „Caryophyllen“ wirkt laut Studien gegen Angstzustände. Die Verbindung der Terpene Linalool und Limonen mit dem Cannabinoid CBG zeigt vielversprechende Ansätze bei der Behandlung von MRSA.

THC dockt an die Cannabinoidrepzeptoren an und kann in Kombination mit CBN verbesserte beruhigende Effekte mit sich bringen. Linalool und Limonen in Verbindung mit CBD werden als mögliche Behandlungsmöglichkeit von Akne untersucht.

Fazit: Den ganzpflanzlichen Medikamenten gehört die Medizin der Zukunft.

Diese Beispiele kratzen nur an der Oberfläche von all den möglichen Synergien, die im Rahmen von Therapien mit Cannabis als Medizin mit ganzpflanzlichem Ansatz zur Verfügung stehen. Nach und nach wird immer mehr Kombinationspotenzial dieser Stoffe ausgeschöpft werden und somit immer mehr Möglichkeiten für die Medizin der Zukunft und Medikamentenentwicklung zur Verfügung stehen. In dieser Hinsicht sollte es dann möglich sein, die Lebensqualität von noch mehr Patienten zu verbessern.

Quellen

1 https://www.researchgate.net/publication/51485891_Taming_THC_Potential_cannabis_synergy_and_phytocannabinoid-terpenoid_entourage_effects

Das Endocannabinoid-System

Ein passender Schlüssel für viele Schlösser

Das Endocannabinoid-System (ECS) besteht aus den sogenannten Endocannabinoiden (diese zählen zur Gruppe der Liganden) und den dazugehörigen Rezeptoren. Darüber hinaus sind Proteine in die Produktion, den Transport und den Abbau von Endocannabinoiden involviert.

Liganden sind Moleküle, die eine bestimmte Struktur aufweisen, so dass sie an Rezeptoren andocken können. An diese Rezeptoren, die sich auf den Zellen des menschlichen Körpers befinden, können Liganden somit Reaktionen innerhalb der Zelle auslösen, wie beispielsweise das Unterbinden von Schmerzweiterleitungen. Hier wird gerne das Beispiel eines passenden Schlüssels (Ligand) und des jeweiligen Schlosses (Rezeptor) verwendet, um den Sachverhalt zu verdeutlichen.

Endocannabinoide und Rezeptoren finden sich in nahezu allen Körperteilen. Organe, Immunzellen, Drüsen, das Bindegewebe und das Gehirn haben alle Rezeptoren und Endocannabinoide.

Rezeptoren befinden sich auf den äußeren Zellwänden und dienen als Türschloss, wenn Botenstoffe in das innere der Zelle gelangen wollen. Die Endocannabinoid-Rezeptoren sind in weiten Teilen des Körpers verbreitet. Vor allem aber im Zentralen Nervensystem (ZNS) und im Immunsystem sind Rezeptoren zu finden, an die sich Cannabinoide binden können. Hier unterscheidet man die CB1 Rezeptoren, welche im ZNS zu finden sind und die CB2 Rezeptoren, die auf Zellen des Immunsystems vorkommen. Somit kann angenommen werden, dass das Endocannabinoid-System für eine Vielzahl von Regelprozessen im menschlichen Körper verantwortlich ist, was ein extrem breit gefächertes Anwendungsspektrum von pflanzlichen Cannabinoiden mit sich bringt.

Das Endocannabinoid-System reguliert unter anderem Entzündungen im Körper

Auf körperliche Schäden oder Infektionen reagiert unser Immunsystem mit einer automatischen Schutzreaktion. Eine wichtige Funktion der Entzündung besteht darin beschädigtes Gewebe, Bakterien und Krankheitserreger zu bekämpfen. Dabei entstehen Entzündungen in der Regel lokal um eine weitere Ausbreitung und Schädigung des Körpers zu unterbinden.

Das ECS sorgt für eine Schmerzreduktion und zu einer Linderung der Entzündung durch Unterdrückung oder Reduzierung der „entzündlichen“ Signale.

Wie funktionieren die ECS-Rezeptoren?

Das Endocannabinoid-System besteht aus einer Vielzahl an Zellrezeptoren, die wichtige Körperfunktionen und -prozesse steuern, regulieren und überwachen. Das ECS hilft bei der Kontrolle und Regulierung von unserem Immunsystem, Gedächtnis, Stimmung, Schmerz und Schlaf.

Enzyme sind bei nahezu allen lebenswichtigen Prozessen in unserem Körper beteiligt, dazu zählt auch das Endocannabinoid-System. Enzyme regulieren die Anzahl der Endocannabinoide und tragen dazu bei überschüssige Endocannabinoide zu reduzieren.

Ein Cannabinoid-Enzym sorgt dafür, dass die Endocannabinoide in unserem Körper genutzt werden können. Die Cannabinoid-Rezeptoren sind auf vorhandene und gesunde Endocannabinoide in großer Anzahl angewiesen.

Endocannabinoide können am besten funktionieren, wenn sie mit (nicht-psychoaktiven) Cannabinoiden kombiniert angewendet werden. CBD kann mit speziellen Endocannabinoiden zusammenarbeiten und die Funktionalität des ECS deutlich steigern.

Welche Probleme können durch einen Endocannabinoiden-Mangel auftreten?

Verschiedene Krankheitsbilder werden heute einem Mangel an Endocannabinoiden zugeschrieben. Dazu zählen beispielsweise folgende Krankheitsbilder:

  • Migräne
  • Parkinson-Krankheit
  • Alzheimerkrankheit
  • Multiple Sklerose
  • Langsamkeit in der Bewegung
  • Depression
  • Serotonin-Störung
  • Niedriger Dopaminspiegel

Fazit

Das Endocannabinoid-System ist der wesentliche Bestandteil des menschlichen Körpers. Es initiiert, reguliert und steuert physiologische Prozesse, die helfen, verschiedene Körperprozesse wie Stimmung, Stress, Immunsystem und das neurologische System zu steuern. Ein funktionierendes, ausgeglichenes Endocannabinoid-System ist für die Erhaltung der individuellen Gesundheit somit unerlässlich.